Fortsetzung erwünscht

Adrian Broder am Laptop

Obwohl Adrian Broder und seine Familie keine eigene Photovoltaikanlage besitzen, zögerten sie keinen Moment, beim Projekt Quartierstrom mitzumachen. Zum einen interessiert sich der Elektroprojektleiter für die eingesetzte Technologie, zum anderen war auch sein Schwiegervater und Nachbar Peter Stutz von Beginn weg vom Projekt Quartierstrom begeistert.

Den Stromverbrauch seiner fünfköpfigen Familie bezeichnet Broder als «durchschnittlich» – sie besitzen die gängigsten Geräte in der Küche, ein iPad und verwenden LED-Lampen. Frau Broder achtete jeweils darauf, möglichst während den Niedertarifzeiten zu waschen. Jetzt, da die Familie am Projekt Quartierstrom teilnimmt und Solarstrom von ihren Nachbarn bezieht, kann Frau Broder getrost auch tagsüber waschen.

Wie denkt der Branchenkenner über die Preisgestaltung bei Quartierstrom? «Die Teilnahme an einem Stromverbund muss sich unter dem Strich finanziell lohnen – da bin ich ganz Geschäftsmann», schmunzelt Broder. Die Preise in der Webapplikation verändert er aber zurückhaltend: «Bis die Effekte der Preisanpassung spürbar werden, dauert es immer eine Weile.» Es bringe nichts, hier zu sehr «herumzuschräubeln», wenn man die Auswirkungen verstehen möchte. So wird er kaum mehr als drei Mal pro Monat auf dem Webportal die Preise anpassen.

Photovoltaik – nicht mehr wegzudenken
Am Projekt Quartierstrom und der Blockchain-Technologie ist Broder, Geschäftsleitungsmitglied in einem lokalen Elektroinstallationsunternehmen, auch von Berufs wegen interessiert. Wie entwickelt sich der Strommarkt künftig und welche Innovationen werden sich durchsetzen? Und wie wird die Rolle der Elektrizitätswerke künftig aussehen, wenn die Zahl der privaten Solarstromverbunde wächst? Dass dezentrale Projekte wie Quartierstrom Zukunft haben, davon ist Broder überzeugt. Er geht noch einen Schritt weiter und fordert, dass Neubauten einen Teil des Energieverbrauchs durch Photovoltaik decken müssen. Dafür sei eine gesetzliche Verankerung wohl unabdingbar: «Ich hoffe zwar auf die Selbstverantwortung der Leute, fürchte jedoch, dass die Gesellschaft ohne gesetzliche Pflicht nicht schnell genug umdenkt.»

Adrian Broder stellt via Handy auf dem Quartierstrom-Portal sein Preislimit für den Kauf von lokalem Solarstrom ein. Eine App, die aktiv iformiert, wäre ihm noch lieber.

Eine App wäre perfekt
Broder betont, dass er sich als Teilnehmer des lokalen Strommarkts rundum wohl fühlt. «Die Projektverantwortlichen sind sehr freundlich, nehmen uns ernst und wir werden stets bestens informiert.» Kein Wunder, würde er jederzeit wieder bei Quartierstrom mitmachen. Hätte er jedoch einen Wunsch frei, wäre klar: Eine App fürs Mobiltelefon müsste her. Er ist sich sicher: «Das würde dem Projekt zu mehr Spannung verhelfen. Ich könnte meinen eigenen Stromverbrauch jederzeit abrufen und die Prosumenten würden durch Push-Meldungen erfahren, wenn ihr Strom gekauft würde.»

Die Gemeinschaft betonen
Broder fragt sich, ob allenfalls sogar eine Fortsetzung des Projekts möglich wäre. Für später – sollten sich die Stromquartiere erfolgreich etabliert haben – hat er bereits eine Idee: Mit dem eingesparten Geld könnten die Teilnehmenden die Geselligkeit im Quartier fördern und jährlich ein Fest veranstalten.

Fotos: Gian Vaitl