Rückblick und Ausblick beim Abschlussapéro
Mitte Februar lud das Projektteam die teilnehmenden Haushalte zum Abschlussapéro ein. Das Team blickte auf die vergangenen Monate zurück, zog Fazit und bedankte sich bei den Teilnehmenden.
Verena Tiefenbeck von der ETH Zürich machte einen Rückblick auf die Meilensteine des vergangenen Jahres und zeigte einige interessante Zahlen auf. Besonders erfreulich sei, wie stark sowohl Eigenversorgung als auch Eigenverbrauch durch den Handel im Quartier zugenommen haben. Im Durchschnitt haben sich die Prosumenten zu 18 % vom eigenen Dach versorgt. 15 % des produzierten Stroms wurde zudem im Quartier verkauft. Die Eigenversorgung im Quartier hat sich also fast verdoppelt. Ähnlich beim Eigenverbrauch: 33 % des lokal produzierten Stroms wurde im eigenen Haushalt verbraucht. Durch die Möglichkeit des lokalen Handels wurden zusätzliche 27% im Quartier verbraucht, also ebenfalls fast eine Verdoppelung.
Liliane Ableitner präsentierte einige Statistiken über das Nutzerverhalten. Die Webapplikation wurde insgesamt 2450 Mal aufgerufen. Vor allem am Anfang haben sich die Teilnehmenden Haushalte häufig eingeloggt, mit der Zeit liess die Interaktion nach. Im Schnitt waren jeden Monat 20 von 37 Haushalten mindestens einmal aktiv, was sehr viel sei im Vergleich zu ähnlichen Projekten.
Energieversorger braucht es weiterhin
Verena Tiefenbeck präsentierte die globalen Erkenntnisse. Trotz des erfreulich hohen Selbstversorgungsgrades sei der Energieversorger nach wie vor zentral, vor allem im Winter, wenn die Sonneneinstrahlung gering sei. Die technischen Aspekte hinter einem lokalen Strommarkt sei zwar komplex, aber lösbar. Bei dem Projekt sei eine Blockchaintechnologie zum Einsatz gekommen, was mit viel Pionierarbeit in der Entwicklung und mit entsprechend viel Aufwand im Betrieb für das Forscherteam verbunden gewesen sei. Das Fazit zur Blockchaintechnologie falle gemischt aus: Einerseits zeige das Projekt die Machbarkeit der Lösung für lokale Energiemärkte; gleichzeitig stelle sich mit Hinblick auf den damit verbundenen Aufwand die Frage, ob Blockchaintechnologie in einem Land wie der Schweiz wirklich notwendig sei. Von der Marktseite her haben sich die Preise so eingestellt, wie es zu erwarten gewesen sei: über dem lokalen Einspeisetarif für die Anbieterseite und unter dem Einkaufstarif von Käuferseite her. Jeder Haushalt habe im Schnitt 218 Franken gespart über das ganze Jahr gesehen. Diese Zahl setze sich etwa zu gleichen Teilen aus dem tieferen Einkaufs- sowie dem höheren Verkaufspreis zusammen. Die Meinungen über die aktive Preisgestaltung gehe unter den Teilnehmenden auseinander. Das Team sei zum Schluss gekommen, dass vermutlich mehr Automatisierung nötig sei, um den Haushalten Arbeit abzunehmen.
Das Forschungsteam habe aber noch viele Daten auszuwerten. Derzeit beschäftige es sich intensiv mit dem Bieterverhalten. Da es sich bei dem Aspekt, dass der Verkaufspreis selbst gesetzt werden konnte um etwas weltweit Einzigartiges handelte, sei das Interesse aus Fachkreisen an den Ergebnissen gross. Mit dem Schlussbericht für das Bundesamt für Energie sei das Projekt Ende März offiziell abgeschlossen.
Wie geht es weiter?
Der lokale Markt in Walenstadt soll auch in Zukunft weitergehen. Das Forscherteam arbeitet derzeit zusammen mit dem EW Walenstadt einen Antrag für ein Folgeprojekt aus. Christian Dürr vom EW Walenstadt erklärte, das Team sei intensiv auf der Suche nach neuen Fördergeldern. Nicht nur beim Bundesamt für Energie, sondern auch bei diversen Stiftungen. Bis im Sommer rechne er damit, dass feststehe, wie es weitergeht. In der Zwischenzeit arbeitet das Start-up Exnaton an einer Lösung, damit der Betrieb des lokalen Marktes für die teilnehmenden Haushalte aus dem bisherigen Projekt möglichst nahtlos weitergeht, wobei die Preise in Zukunft automatisiert gesetzt werden. Ziel des Startups ist es, das Portal weiterzuentwickeln und skalierbar zu machen, wobei Schritt für Schritt mehr Funktionalität dazukommen soll.
Verena Tiefenbeck bedankte sich bei den Anwesenden für das Vertrauen, die Offenheit und die Geduld, die es ermöglicht hatte, im Energiebereich Neuland zu betreten. Mehrere Fragen aus dem Publikum zeigten, dass das Interesse an einem Nachfolgeprojekt gross ist. Der anschliessende Apéro bot Gelegenheit, dem Team Fragen zu stellen und die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen.