Feldphase erfolgreich abgeschlossen

Im Januar 2020 ging die Feldphase im Projekt «Quartierstrom» offiziell zu Ende. Dank des lokalen Strommarkts hat sich der Eigenverbrauch der Gemeinschaft als Ganzes fast verdoppelt und betrug rund 60 %. Zu 33 % versorgten sich die 37 Haushalte selbst mit Solarstrom, ohne Zutun vom lokalen Energieversorger.

Mehr für den Strom bezahlen will kaum jemand
Ein Novum war, dass die Haushalte den minimalen Verkaufspreis ihres Solarstroms und den maximalen Einkaufspreis für Solarstrom vom Nachbarn auf einem Portal selbst festlegen konnten. Die Teilnehmenden nutzten diese Möglichkeit vor allem zu Beginn häufig. Sie setzten aber ihr Preislimit für den Kauf des lokalen Solarstroms kaum höher als für den normalen Netzstrom. Weniger als 10 % der Angebote lagen über diesem Tarif. Dies obwohl viele in den vorgängigen Befragungen ihre Bereitschaft erklärt hatten, mehr für lokalen Solarstrom zu bezahlen. Haushalte mit einer Solaranlage ihrerseits wollten ebenfalls profitieren und setzten ihren minimalen Verkaufspreis über dem Einspeisetarif des lokalen Elektrizitätswerks an.

Automatische Preissetzung bevorzugt
Um verschiedene Marktmodelle zu vergleichen, setzten die Forschenden die Funktion zur individuellen Preisfestlegung während eines Monats aus und ersetzten sie durch eine automatische Preisbildung. In Befragungen äusserten etwas mehr als die Hälfte der Haushalte, dass sie ein solches Modell bevorzugen. «Überraschend war, dass Teilnehmende, die das Portal häufig nutzten, eher zu automatischer Preisbildung tendierten und umgekehrt», erklärt Verena Tiefenbeck, Projektleiterin vom Bits to Energy Lab der ETH Zürich. «Aufgrund unserer Erfahrungen beurteilen wir eine individuelle Preisfestlegung für einen lokalen Strommarkt in Zukunft nicht als entscheidend.»

Wirkungsvolle Sensibilisierung
Wichtig scheint hingegen, dass die Teilnehmenden Produktion und Verbrauch sowie ihre Ein- und Verkäufe in Echtzeit beobachten können. Diese Funktion war bei den Nutzerinnen und Nutzer sehr geschätzt und trug zur Sensibilisierung bei. Viele Teilnehmende äusserten, dass sie jetzt elektrische Geräte vermehrt dann einzusetzen, wenn draussen die Sonne scheint. Den heute noch geltenden Hoch- und Niedertarif beurteilten sie in Bezug auf erneuerbare Energien als überholt.

Tiefer Energieverbrauch
Während die Blockchain-Software sehr zuverlässig funktionierte, hatte das Projektteam ab und zu mit Ausfällen bei der Hardware zu kämpfen. Der Stromverbrauch des Systems hielt sich in Grenzen. Die kleinen Computer, die als Smart Meter und Blockchain-Knoten dienen, verbrauchten während der gesamten Projektdauer rund 3300 Kilowattstunden Energie. Gemessen am Volumen des im lokalen Markt gehandelten Strom lag deren Verbrauch bei rund 4 %.

Eine detailliertere Auswertung finden Sie in unserer Medienmitteilung.

 

Dank Quartierstrom hat sich der Eigenverbrauch der Gemeinschaft als Ganzes fast verdoppelt und stieg auf rund 60 %.

 

Zu 33 % versorgte sich die Quartierstromgemeinschaft mit lokalem Solarstrom.