Wie entsteht der Strom-Markt?

Wie wird in der Quartierstrom-Gemeinschaft definiert, wer wieviel Strom und zu welchem Preis bekommt?

Das nutzerorientierte Quartierstrom-System ermöglicht es Prosumenten, Mindestpreise zu setzen und Konsumenten, ihre Zahlungsbereitschaft zu äussern. Durch diese Preislimits können Käufer und Verkäufer den Markt beeinflussen:

Das Preislimit für Verkäufer orientiert sich am Einspeisetarif des lokalen Energieversorgers (4 Rp./kWh). Die Verkäufer können am lokalen Markt mehr verlangen oder ihren Preis sogar niedriger setzen, wenn ihnen wichtig ist, dass der Strom lokal verbraucht wird. Für die spätere Auktion werden dem Preisgebot des Verkäufers knapp 6 Rp. zugeschlagen. Mit dieser Gebühr wird der lokalen Netzbetreiber für die Netznutzung abgegolten.

Das Preislimit für Käufer orientiert sich am Marktpreis des Stroms vom Energieversorger (20.75 Rp./kWh). Wer das Ziel verfolgt, möglichst günstigen Strom zu beziehen, kann seine Zahlungsbereitschaft tiefer setzen. Wem es wichtig ist, möglichst viel lokalen Strom zu beziehen, setzt sein Preislimit höher als der Marktpreis. So zahlt er unter Umständen einen Aufpreis für den lokalen Strom, wie es auch bei anderen Ökostromtarifen der Fall ist.

Der lokale Markt ist für alle Beteiligten vorteilhaft, wenn der gehandelte Preis zwischen dem Netztarif und dem Einspeisetarif liegt.

Auktionsalgorithmus bringt Käufer und Verkäufer zusammen
Im Viertelstundentakt wird die Aufteilung des lokal produzierten Stroms neu vorgenommen. Ein Matching-Algorithmus führt den Anbieter mit dem günstigsten Angebot (inkl. Netznutzungsgebühr) und den Abnehmer mit der höchsten Zahlungsbereitschaft zusammen. Der Preis entspricht dem Mittelwert der beiden Beträge. Somit werden diejenigen Teilnehmenden belohnt werden, deren Verhalten dem lokalen Strommarkt am dienlichsten ist.

Überschüssiger Strom fliesst zum Marktpreis von 4 Rp./kWh ins Verteilnetz. Dies ist bei einem Angebotsüberschuss der Fall, wenn der Stromverbrauch tiefer ist als die -produktion, oder wenn der Strom zum angebotenen Preis keine lokalen Abnehmer findet. Das System stellt sicher, dass der Strom einer Anlage erst dann zum Verkauf angeboten wird, wenn der Eigenverbrauch des dazugehörigen Haushalts gedeckt ist.

Welche Preisstrategie zahlt sich aus?
Wer Gewinn erzielen will, muss bedenken, dass nicht unbedingt der Verkäufer seinen Strom zum höchsten Preis verkaufen kann, der den Preis am höchsten ansetzt. Die zustande kommenden Preise hängen auch von den anderen Prosumenten und den Konsumenten ab. Folgendes Beispiel soll dies für die Verkäuferseite aufzeigen:

Verkäufer 1 will mit seinem Solarstrom 10 Rp./kWh verdienen, und wird von einigen Verkäufern unterboten, die ihren Strom für etwa 6 Rp./kWh verkaufen. Bei schlechtem Wetter wird wenig Solarstrom produziert und Verkäufer 1 kann seinen kleinen Überschuss lokal verkaufen. Bei Sonnenschein jedoch herrscht ein Überangebot an Solarstrom und nur seine Wettbewerber mit niedrigeren Preisen können ihren hohen Überschuss verkaufen.

Verkäufer 2 wiederum verlangt 8 Rp./kWh, und erhält dadurch zwar im Durchschnitt einen geringeren Preis am Markt, kann aber grössere Mengen verkaufen und erwirtschaftet dadurch insgesamt höhere Einnahmen.

Um die Einkünfte zu optimieren, gilt es daher zu beobachten, wie sich Angebot und Nachfrage entwickeln. Interessant wird sein, herauszufinden wie wichtig den Marktteilnehmern der lokale Vertrieb von Solarstrom ist.