So funktioniert die Quartierstrom-Blockchain
Ein Elektrizitätswerk legt die Preise fest und verkauft und verteilt den Strom: So funktioniert der klassische Strommarkt. Anders beim Projekt Quartierstrom: Hier machen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander aus, wer wann und zu welchem Preis Strom kauft oder verkauft. Möglich macht dies eine Blockchain. Wie funktioniert dieses System?
Die Haushalte, PV-Anlagen oder Batteriespeicher, die am Projekt teilnehmen, sind mit einem kleinen Computer ausgerüstet und in die Blockchain eingebunden. Die 27 Solaranlagen nutzt die Blockchain als sogenannte Validierungsknoten. Alle diese Knoten verfügen über dieselbe Software, in der definiert ist, wie der Elektrizitätsmarkt von Quartierstrom funktioniert. Arne Meeuw, der diese Software programmiert hat, erklärt: «Mit der Blockchain kennen alle Validierungsknoten sämtliche Transaktionen seit Beginn des Projektes. Auf dieser Grundlage und mit der in der Blockchain definierten Marktlogik können alle eingebundenen Teilnehmenden zu jeder Zeit untereinander mit Strom handeln.» Konsumenten und Produzenten können dabei individuelle Preislimits festlegen. Gemäss diesen bieten die Knoten der Produzenten den Strom auf dem Markt an und die Knoten der Konsumenten platzieren ihre Gebote. Mehr zum Marktmechanismus lesen Sie hier.
Schlagen die Knoten einen Handel zu einem bestimmten Preis vor, stimmen alle Validierungsknoten über die Gültigkeit dieses Gebotes ab. Ein zentraler Betreiber ist nicht mehr nötig. «Mit diesem Konsensus-Mechanismus übernehmen alle beteiligten PV-Anlagen Verantwortung und das System wird demokratisiert», ergänzt Meeuw. Wenn zwei Drittel der Knoten zum gleichen Ergebnis kommen, werden die Transaktionen freigegeben. Dieser Validierungsprozess läuft bei Quartierstrom alle 30 Sekunden ab.
Da alle involvierten Geräte wissen, wer wann wie viel Strom ein- und verkauft, ist Datenschutz bei jeder Blockchain ein Thema. Im Fall von Quartierstrom wissen die Validierungsknoten zum Beispiel, wenn ein Gerät über einige Tage nur Strom einspeist und keinen bezieht. Meeuw erklärt, was sich daraus schliessen lässt: «Die betreffende Wohnung verbraucht gerade keinen Strom. Offenbar sind die Bewohnerinnen und Bewohner in den Ferien – der Weg für einen Einbruch ist also frei.» Natürlich nur, sofern dem Pseudonym, unter dem die Beteiligten in einer Blockchain auftreten, eine reale Person oder ein Haushalt zugeordnet werden kann. Dank modernster Technologien ist die Privatsphäre der Teilnehmenden jedoch geschützt. Mehr zum Datenschutz lesen Sie hier.