Strommanagerin mit Begeisterung
Nadine Hässig und ihre Familie sind mit Begeisterung beim Projekt Quartierstrom dabei. Sie bezeichnet sich selber als aktive Nutzerin, die mindestens einmal täglich das Onlineportal besucht und ihre Preise festlegt.
Als das Elektrizitätswerk Walenstadt die vierköpfige Familie Hässig anfragte, ob sie bei dem lokalen Strommarkt mitmachen möchten, waren die Hässigs auf Anhieb von diesem Projekt überzeugt. Zunächst ging Nadine Hässig davon aus, dass sich in erster Linie ihr Mann Marcel, der als Berufsmusiker teilweise zu Hause arbeitet, im Projekt einbringen würde. Nachdem sie jedoch die Informationsabende für das Projekt besucht hatte, wurde ihr bald die Rolle der «familieninternen Strommanagerin» zuteil.
Bewusster Umgang mit Strom
Früher hat Familie Hässig günstigen Strom bezogen. Die Installation der Solaranlage 2015 hat in der Familie das Bewusstsein für den Stromverbrauch geschärft: Sie stellen Elektrogeräte bei Nichtgebrauch ab und wissen besser über ihren Stromverbrauch Bescheid. So stellten sie beispielsweise fest, dass ihre Wärmepumpe nachts kurzzeitig viel Strom benötigt. Vor einem Jahr haben sie sich eine Speicherbatterie angeschafft, um den eigenerzeugten Solarstrom besser ausnützen zu können. Ausserdem plant die Familie, ein Elektrofahrzeug anzuschaffen.
Webportal liefert interessante Kennzahlen
Nadine Hässig experimentiert mit den Strompreisen in der Webapplikation. Während der Testphase im ersten Monat hat sie auch schon mal die Preisgestaltung ausgereizt und sich so ein Gefühl für den Markt angeeignet. Jetzt, nachdem das Projekt einige Zeit läuft, passt sie die Preise in der Regel einmal täglich an: «Sobald unser Strom gekauft wird, belasse ich den Preis. Gewinnmaximierung ist nicht das Ziel.» Wie genau der Strom über die Blockchains gehandelt wird, interessiert sie nicht so stark wie die aktuellen Kennzahlen dazu, wie hoch der Stromverbrauch im Quartier ist und wie viel davon die Bewohnerinnen und Bewohner mit ihren Solaranlagen selber decken.
Stromgemeinschaften haben Zukunft
Unter den Teilnehmern des Projektes tauscht man sich aus. Einem Nachbarn fiel auf, dass die Solaranlage der Hässigs auf dem steilen Dach im Winter öfters schneefrei war und schon früher Strom produzierte als Anlagen auf Flachdächern, die noch unter der weissen Decke lagen. Nur zu gern wüsste Nadine Hässig, wer ihren überschüssigen Strom kauft. Informationen darüber sind jedoch bewusst nicht zugänglich für die Teilnehmenden.
Hässig sieht grosses Potential in der Photovoltaik und weiss von einigen Bekannten, die sofort bei einem lokalen Strommarkt mitmachen würden: «Eigentlich schade, dass das Projekt auf ein Jahr begrenzt ist. Solche Stromgemeinschaften haben Zukunft und werden hoffentlich bald schweizweit zur Normalität.»